30.7.06

Windmühlenkämpfe

Es heißt oft, dass die kritiklose Parteinahme für Israel von Seiten der Springerpresse in Zeiten der Studentenaufstände, die deutsche Linke geradezu in eine antisemitische Haltung getrieben habe.

Die bittere Wahrheit ist, dass damals als Reaktion viele in Deutschland lebende jüdische Intellektuelle plötzlich verstoßen wurden. Die (damals junge) deutsche Linke hat ihre anti-israelische Haltung kategorisch auf sie ausgeweitet, egal was sie über Israel dachten.

Also ist Springer keineswegs als Auslöser für etwa einen Trotz-Antisemitismus zu sehen.

Damals wie heute gibt es global Stimmen, Organisationen, Initiativen, kurz eine weltweite Bewegung von Menschen jüdischer Kultur oder jüdischen Glaubens in- uns außerhalb Israels, die darum kämpfen, dass dieses Land sein Recht zur Existenz auf Wegen durchsetzt, die mittel- und langfristig eine friedliche Koexistenz mit den Staaten in der Region garantiert.

Ich laste es der linken und progressiven Presse an, dies nicht ausreichend zu dokumentieren, denn so wird durch Auslassen von absolut wichtigen Tatsachen, dem Bürger heute eine moralische Zwickmühle suggeriert, die es so nicht gibt:
«Wer sich für die Menschenrechte der arabischen Bevölkerung einsetzt, ist automatisch gegen Israel, aber da kann man nichts machen, weil die ja jetzt auf der falschen Seite sind, und außerdem wurde uns eingetrichtert gegen Völkermord zu sein.»
Das ist ein moralischer Windmühlenkampf, denn einfacher wäre:

«Ich bin gegen Völkermord und unterstütze deswegen jene jüdischen Organisationen, die einen fairen Frieden in Nahost möchten. Wie etwa: Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost /European Jews for a Just Peace (EJJP)»

Die Welt ist ein Pulverfass. Windmühlenkämpfe sind einfach etwas deplatziert, finde ich.