16.9.06

Neue Chance für Kulturschaffende

Lawrence Lessig bei Heise:
"never – fewer – more" – auf diese eindringliche Formel brachte der Copyright-Spezialist Lawrence Lessig seine Einwände gegen das herrschende Urheberrecht: Nie haben weniger Menschen mehr Kontrolle gehabt über künstlerische Werke. Weltweit ermöglicht wurde dieses Missverhältnis durch die jüngsten Neuerungen in Sachen Urheberrecht. Wobei Lessig besonders bedauerlich fand, dass nicht einmal die europäischen Parlamente Widerstand geleistet haben gegen die Verschärfungen, die größtenteils in den Vereinigten Staaten ersonnen wurden.


Joseph E. Stiglitz, Noblepreisträger in Ökonomie:
"Ich freue mich, wenn jemand meine Ideen über asymmetrische Information benützt – obwohl ich es auch schätze, wenn man mir dafür Anerkennung zollt. Das Anwachsen der „Open-Source-Bewegung“ im Internet zeigt, dass nicht nur die elementarsten Theorien, sondern auch Produkte von enormen unmittelbaren kommerziellen Wert ohne den Schutz geistigen Eigentums hervorgebracht werden können."

Geistiges Eigentum umdefinieren bedeutet nicht kostenlos oder gratis arbeiten - das haben zwar viele Entwickler für Open-Source Projekte getan - sie sind aber die Ausnahme der geistig Tätigen - da ihre Vergütungsquote diese Art von Großzügigkeit
bedingt.

Aber die Verwirrung ist selbst unter Fachleuten in diesem Genre groß - Tatsache ist, dass diese Alternative nicht bedeutet, dass man für andere, "coole" Unternehmen kostenlos geistig arbeiten muss, um dazu zu gehören. Im Gegenteil. Creative Commons erlaubt es Kulturschaffenden, ohne Anwaltsgebühren mit vorgefassten Lizenzen ihre Werke zu vermarkten. Einzige Haken an der Sache - bisher gibt es nur einen Fall - in den Niederlanden - bei dem ein Filmemacher erfolgreich gegen die widerrechtliche Nutzung seiner Creative Commons-Werke vor Gericht ging.

Ich glaube hingegen, dass es Good Will - also guten Willen schafft, bestimmte Werke mittels Creative Commons zu nicht-kommerziellem Nutzen unter Bedingung der Erwähnung des Urhebers freizugeben. Denn so wird das eigene Schaffen und der Name unwillkürlich kursieren, und Leute sind froh, etwas im Sinne der Freien Rede einbauen oder wiederverwenden zu können, ohne das zwiespältige Gefühl zu haben, das war nicht ganz richtig. Speziell für NGOs, Netzwerke und pädagogischen Zwecke scheint dies geeignet.

Gisela Strauss