28.12.06

Pfui Sie, Sie Hund!

Ich weiß nicht so recht, aber Hunde haben eine bisher noch übersehene therapeutische Funktion inne, die man bisher schlichtweg übersehen hat. Herrchen und Frauchen können unbeschadet unbehundete Passanten nach Herzenslust beschimpfen.

Nein, nicht weil hundelose Spaziergänger durch die Anwesenheit des Bellers so eingeschüchtert wären, dass sie sich nicht wehren würden. Das Ganze läuft viel subtiler ab.

Sind Sie nicht schon einmal einem Hundebesitzer begegnet, der Sie mit einem strafenden Blick fixiert und Sie anbrüllt: "Nein, nicht, pfui, weg! Platz. Pfui. Pfui Pfui. Böse. Du böser Hund!"

Natürlich soll man sich dieses denken: der bedauernswerte Hundebesitzer will einem signalisieren, dass er alles tut, um seinen Hund - den man fast gar nicht bemerkt hat - in der Öffentlichkeit zu disziplinieren. Tatsache ist aber, dass man bei all diesen Beschimpfungen unerbittlich mit dem Blick des Bell-Leidigers fixiert wird, also in Realität selbst angeschrieen wird - wie ein Hund.

Eine Mutter verließ ihr Kind samt Kinderwagen vor einem Einkaufsmarkt, um mich anzuschreien: "Hör auf zu betteln, pfui, weg von hier!"
Nur weil ihr kontaktfreudiger Hund ein bisschen um mich herumschwänzelte. Hinter ihr begann ihr Kinderwagen samt Kind wegzurollen.

"Ihr Kinderwagen rollt weg", rief ich ihr zu und deutete hinter sie über ihre Schulter hinweg. "Na und", fauchte sie, "Hör auf zu betteln."

Ein Radfahrer, der mir mit Hund an der Leine entgegenkam, rief mir den ganzen Weg lang entgegen: "Pfui, Pfui Pfui, Pfui". Er blickte mich unaufhörlich an, während der Hund ganz unbekümmert vor ihm hertrabte.

"Pfui" rief ich ihm nach wie ein Echo, und wie vom Blitz getroffen, legte der Radfahrer eine scharfe Bremsung hin, die den Hund an der Leine beinah erwürgte, drehte sich nach mir um, und nahm eine drohende Haltung ein.

Das offenbart doch einfach alles.